Der ehemaligen Professor der Yonsei University und Gründungsvorsitzende des Deutsch-Koreanischen Forums, Prof. Dr. Chung-Ho Choe (2.v.l)Die erste Sitzung des deutsch-koreanischen Forums befasste sich mit der gesamtheitlichen Situation der beiden Nationen und wurde vom ehemaligen Professor der Yonsei University, Prof. Dr. Chung-Ho Choe, moderiert und geleitet. Als Einstieg in die umfassende Thematik verwies CHOE auf die deutsche Geschichte und hob insbesondere die bemerkenswerte innerdeutsche Wiedervereinigungspolitik hervor, die letztendlich zu einem vereinten Deutschland führte. Trotz der vielschichtigen Sicherheitsfragen innerhalb des internationalen geopolitischen Raumes sei ein geeintes Korea weiterhin der „Herzenswunsch“ der Bevölkerung. Das Deutsch-koreanische Forum kann vor diesem Hintergrund durchaus als „Stimme der Vernunft“ und „Sprachrohr“ gesehen werden und somit einen wesentlichen Beitrag zu einer friedlichen Zusammenführung der koreanischen Halbinsel beitragen, so CHOE.
Als Referent auf deutscher Seite löste der Ko-Vorsitzende des deutsch-Koreanischen Forums, Hartmut Koschyk, in diesem Jahr den langjährigen Referenten des traditionellen 1. Panels zur aktuellen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Lage in beiden Ländern, Dr. Theo Sommer, Gründungsmitglied des Deutsch-Koreanischen Forums, ab, der am diesjährigen Forum leider nicht teilnehmen konnte. Koschyk verwies auf Dr. Sommers immens wichtige Arbeit innerhalb des Forums und den Deutsch-Koreanischen Beziehungen. Gleich zu Beginn seiner Rede konnte Koschyk auf die letztjährigen Prognosen Sommers zurückgreifen und den bescheinigten Personalwandel innerhalb der deutschen Parteienlandschaft bejahen. So lasse sich festhalten, dass Bundeskanzlerin Merkel, Andrea Nahles, als auch Horst Seehofer nicht mehr den Vorsitz ihrer jeweiligen Partei innehaben. Ebenso habe der Wahlkampf um die Nachfolge des CDU-Parteivorsitzes, welcher von Annegret Kamp-Karrenbauer gewonnen wurde, und der bestehenden Frage des SPD-Vorsitzes bedeutende Schäden hinterlassen.
Zugleich lasse sich innerhalb der Gesellschaft eine starke Tendenz zu klimapolitischen Fragen abzeichnen, welche sich zuletzt in den Wahlerfolgen von Bündnis90 / Die Grünen ausdrückt. Auch die Partei „Die Linke“ als auch die „FDP“ liegen weit hinter ihren persönlichen Erwartungen zurück. Gerade die Wahlen in Brandenburg und Sachsen haben veranschaulicht, dass die „AfD“, mit ihrer derzeit noch undeutlichen programmatischen Ausrichtung, durchaus vom vereinzelten Unmut der Bevölkerung profitiert und gerade im Osten der Bundesrepublik deutliche Zuwächse erfährt. Dieses „Tauziehen“ der Machtverhältnisse lasse sich ebenfalls auf europäischer Ebene beobachten und zeige sich gerade in den Kommissarsposten des Europäischen Parlaments innerhalb des Kabinetts der neu gewählten deutschen Präsidentin, Ursula von der Leyen. Die Zeit werde zeigen, ob das „glücklose Agieren“ von der Leyens als Verteidigungsministerin nur eine Art Momentaufnahme war, so Koschyk. Hinsichtlich der ökonomischen Situation komme zum Tragen, dass Deutschland zwar weiterhin gut dastehe aber deutlich weniger „Dynamik“ als in vergangenen Jahren aufweist. Dennoch zeigen Förderungen im Bereich von Big Data und Künstlicher Intelligenz ein positives Zeichen Richtung Zukunft. Als Vorreiterrolle solle dabei das neu gegründete Zentrum für Sprunginnovationen dienen, veranschaulichte Koschyk.
Premierminister a. D. und Präsident der ADeKo, Kim Hwang-Sik (Mitte)Auf koreanischer Seite übernahm der Premierminister a. D. und Präsident der ADeKo, Kim Hwang-Sik, das Wort und schilderte dem Forum die aktuelle politische, wirtschaftliche und soziale Lage innerhalb der Republik Korea. Diese sei derzeit v.a. durch den Handelskrieg zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und China beeinflusst, der die innerkoreanische Wirtschaft sehr negativ beeinflusse. Zudem seien keine tiefgreifenden Erfolge bezüglich des ökonomischen Wachstums erkennen. Exemplarischen sei hier der Exportrückgang um 10% im Vergleich zum Vorjahr zu nennen, so Hwang-Sik. Auch das Wettrüsten der Nachbarländer, sowie die Handelshemmnisse durch japanische Maßnahmen, aufgrund ungeklärter Reparationsfragen, bestimme die aktuelle schwierige Lage des Landes. Trotz internationalen Annäherungsversuchen seitens Trump hinsichtlich der Nordkoreafrage und der damit einhergehenden Denuklearisierung lasse aufgrund des undurchsichtigen Kalküls des amerikanischen Präsidenten vermehrt Zweifel aufkommen. Die Gesellschaft an sich habe, ähnlich wie Deutschland, mit dem Problem des demografischen Wandels zu Kämpfen. Insgesamt sei festzuhalten, dass die Republik Korea sich in allen Bereichen des privaten und öffentlichen Lebens in einer Konfliktgesellschaft lebe die speziell durch die immer größer ansteigende Kluft zwischen arm und reich angefacht werde.
Der ehemalige Sekretär des Präsidenten für zivile Angelegenheiten, Young Bae KimAbschließend stellte der ehemalige Sekretär des Präsidenten für zivile Angelegenheiten, Young Bae Kim, die Politik des südkoreanischen Präsidenten Moon vor. Im besonderen Fokus stehe dabei die Dialogbereitschaft. Durch jene Bereitwilligkeit solle sich nicht nur angenähert, sondern zudem wirtschaftliche Aspekte gefördert werden, um somit neue große Märkte zu schaffen. Die „neue koreanische Ordnung“ basiere hierbei auf dem Prinzip „Glück und Sicherheit zu bieten“ und verfolge dem Grundsatz „Prosperität durch Frieden“, so Kim.Geschrieben: Vincent Trautner