Während die multilaterale Zusammenarbeit angesichts des russischen Einmarsches in die Ukraine mehr denn je im Vordergrund steht, beteiligt sich die Republik Korea auch an der Wiederherstellung von Frieden in der Ukraine durch die Zusammenarbeit mit Wertepartnern. Darüber hinaus steht die Republik Korea durch die heutigen Präsidentschaftswahlen an einem wichtigen Scheideweg, der die künftige Rolle der Republik Korea auf der Weltbühne bestimmt.
Autor: Muhong Lee
In Südkorea, wo die Präsidentschaftswahlen nur noch wenige Tage entfernt waren und wo sich die Kandidaten heftigere Kämpfe lieferten als je zuvor, färbte sich das Land plötzlich blau und grün. Die russische Invasion in der Ukraine war genug, um die südkoreanische Bevölkerung zu schockieren, die geographisch Tausende von Kilometern entfernt leben und vor einer wichtigen Wahl stehen. Wie in jedem anderen Land, in dem viele Stimmen nach Frieden rufen, standen die Koreaner am 1. März vor der russischen Botschaft in Korea Schulter an Schulter mit Ukrainern und Russen und protestierten lautstark gegen den Krieg.
Vor diesen Bürgerschreien hat die koreanische Regierung, die lange Zeit an der Vorfront des Kalten Krieges gestanden hat und als geteiltes Land immer noch ihr Bestes tut, um den Weltfrieden zu schützen ihren festen Willen bekundet als Russland in die Ukraine einmarschierte. Am 22. März, kurz nach der russischen Invasion hat der Präsident Moon Jae-In stark gefordert, dass Russland die Souveränität und die territoriale Integrität von Ukraine respektieren müsse, und verlangte durch Dialoge nach einer friedlichen Lösung zu suchen. Laut ihm könne der Angriff Russlands auf die Ukraine unter keinen Umständen gerechtfertigt werden. In einem 1:1-Telefongespräch am 4. März mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Zelensky hat Präsident Moon Jae- In die volle diplomatische Unterstützung der Republik Korea und ein festes Versprechen für Wirtschaftssanktionen gegen Russland angesichts der aktuellen Krise zwischen Russland und der Ukraine ausgesprochen.
Zugleich bekundete die südkoreanische Regierung ihre Beteiligung an den Sanktionen gegen Russland mit ihren Wertepartnern als Mitglied der Weltgesellschaft. Dementsprechend verbot die koreanische Regierungden Export strategischer Güter nach Russland und beteiligte sich sofort an den Sanktionen der westlichen Länder zum Ausschluss der SWIFTs von Russland. Außerdem trug sie zur Abfederung des Preisanstiegs auf dem internationalen Rohölmarkt bei, indem sie die Beschränkungen für strategische Ölreserven aufhob. Um der vom Krieg direkt betroffenen ukrainischen Bevölkerung und denjenigen, die sich auf der Evakuierungsroute befinden, zu helfen, wurden sofort Hilfsgüter mit humanitärem Zweck im Wert von 10 Millionen Dollar bereitgestellt.
Auf der internationalen Bühne lieferte Südkorea als ein Land, das einen schrecklichen Krieg erlitten hat, aber nun durch die Bemühungen der internationalen Gemeinschaft um den Weltfrieden zu einem wichtigen Wertepartner geworden ist, eine bedeutende Stimme in der Weltgesellschaft. In einer Dringlichkeitssitzung der UN-Generalversammlung, die am 1. März stattfand, verurteilte Südkoreas Botschafter Cho Hyun bei den Vereinten Nationen, jegliches Verhalten, mit dem die Souveränität, Unabhängigkeit und territoriale Integrität eines UN-Mitgliedsstatts verletzt werde. In diesem Zusammenhang brachte er die besondere Verbindung Südkoreas zur Resolution 377A, welche im Koreakrieg beschlossen worden sei und die Grundlage für die Einberufung der jüngsten Sitzung bilde. Er betonte stark, dass diese dazu beigetragen habe, dass Südkorea den Koreakrieg überstehen konnte.
Diese Bemühungen für den Weltfrieden stießen jedoch auch auf den Widerstand der Nachbarländer. Bei einem Gespräch am 1. März mit dem Außenminister anlässlich des 30. Jahrestages der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Korea und China bestätigte der südkoreanische Außenminister Meinungsverschiedenheiten über die aktuelle Lage in der Ukraine. Während der südkoreanische Außenminister Chung Eui-young den Einmarsch Russlands in die Ukraine als klare Verletzung der UN-Charta scharf kritisierte, betonte sein chinesischer Amtskollege Wang Yi, dass die rationalen Sicherheitsbelange jedes Landes respektiert werden müssten. Am selben Tag äußerte der russische Botschafter Andrey Kulik in Korea ebenfalls großes Bedauern über die Beteiligung der Republik Korea an den Wirtschaftssanktionen gegen Russland. Er argumentierte, dass es für Südkorea keinen Grund gäbe, sich den Sanktionen gegen Russland anzuschließen, wenn es sich nicht dem Druck von außen, z.B. aus den Vereinigten Staaten, beuge.
Die Fernsehdebatte zu den Präsidentschaftswahlen am 25. Februar zeigte vor dem Hintergrund der Ukraine-Krise einen deutlichen Unterschied in den Sicherheitsvorstellungen der Kandidaten. Lee Jae-myung, der Präsidentschaftskandidat der regierenden demokratischen Minju-Partie, sagte, es sei von Nachteil, den Krieg zu erzwingen und zu besiegen, und das Wichtigste sei, zu besiegen, ohne zu kämpfen. D.h. Frieden, der die Notwendigkeit eines Krieges überflüssig macht. Dies kann als Übereinstimmung mit der Friedenspolitik der derzeitigen Regierung Moon Jae-In verbunden werden.
Im Gegensatz dazu betonte Yoon Seok-yeol, der Kandidat der konservativen Partei Macht des Volkes, der in der aktuellen Umfrage die größte Unterstützung erhält, dass Frieden durch Abschreckung gegen die Provokationen des Gegners entsteht und dass eine starke Sicherheit die Grundlage für den Wohlstand der Menschen und die wirtschaftliche Prosperitätist. Dies basiert auf seiner grundlegenden Sicherheitsauffassung, die auf einer verstärkten Kooperation mit den Vereinigten Staaten und der Unterdrückung von Gewalt durch diese beharrt.
Schließlich betonte Sim Sang-Jung, die Präsidentschaftskandidatin der Gerechtigkeitspartei, angesichts der gegenwärtigen Teilung des Landes und der geopolitischen Lage, mit der die Republik Korea konfrontiert ist, eine Friedensdiplomatie, die das nationale Interesse im Einklang mit der Vernunft und der internationalen Ordnung an die erste Stelle setzt, und nicht Gefühle und Hass.
Wie die aktuelle Ukraine-Krise zeigt, wird die Bedeutung des Multilateralismus und einer auf internationalen Normen basierenden Weltordnung in Zukunft mehr denn je betont werden. Die koreanischen Präsidentschaftswahlen, die heute abgehalten werden, sollen nicht nur für die südkoreanische Bevölkerung, sondern auch für die Welt eine wichtige Entscheidung über den Staatsoberhaupt der Republik Korea für die nächsten 5 Jahre sein, der eine zunehmend wichtigere Rolle in der diplomatischen Arena der Welt spielen wird.
Autor:
Muhong Lee, Praktikant beim Deutsch-Koreanischen Forum e. V., Masterstudent im Studiengang Internationale Wirtschaft & Governance an der Universität Bayreuth