Kim Jong-un (M.) will seinem finanziell maroden Nordkorea durch Tourismus-Devisen frisches Geld verschaffen. Foto: AFP
Der Ko-Vorsitzende des Deutsch-Koreanischen Forums und anerkannte Korea-Experte Hartmut Koschyk sprach kurz vor Jahreswechsel mit der Bild-Zeitung über Nordkorea und etwaigen Plänen des Landes zur Öffnung für Touristen, die Gründung des Deutsch-Koreanischen Wiedervereinigungsforums und darüber, was von einem US-Präsidenten Joe Biden in Bezug auf Korea zu erwarten ist.Auf die Frage nach einer Öffnung des Landes für Touristen antwortete Koschyk: „Nordkorea hat von jeher in touristische Infrastruktur investiert, um durch Touristen zu Devisen-Einnahmen zu gelangen. Aber ohne Entspannung, Beginn der Denuklearisierung und Abbau der Sanktionen werden außer chinesischen Touristen kaum internationale Gäste kommen“.Stecken die Bemühungen um ein Ende der Korea-Krise in der Sackgasse?„Ich setze auf eine konsistente und langfristig angelegte Korea-Politik unter dem neuen US-Präsidenten Joe Biden in einem engeren Schulterschluss mit dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae-in, die wieder mehr multilateral angelegt ist, das heißt stärker mit China, Russland, aber auch Japan und der EU abgestimmt wird“, so Koschyk.Und weiter: „Das ,Gipfel-Jumping‘ wie unter Donald Trump ohne substanzielle Verhandlungen dazwischen wird es unter Joe Biden so nicht mehr geben.“Fakt ist: Mit dem neuen US-Präsidenten Joe Biden werden die Karten auf der Koreanischen Halbinsel wohl wieder neu gemischt werden.Auch Deutschland will offenbar seinen Beitrag leisten: Kürzlich wurde in Seoul das Deutsch-Koreanische Wiedervereinigungsforum gegründet. Welches Ziel wird damit verfolgt?„Es handelt sich um eine Initiative des südkoreanischen Deutschland- und Wiedervereinigungs-Experten Son Gi-woong, der an der FU Berlin studiert hat und Präsident des Instituts für Wiedervereinigung in Südkorea war. Ich habe ihn bei Treffen von Experten aus Nord- und Südkorea auf Initiative der Hanns-Seidel-Stiftung in Deutschland als geschickten Verhandler erlebt, der im Dialog mit Nordkorea gute Erfahrungen gesammelt hat. Seine Initiative will vor allem auf pragmatische und konkrete Annäherungsschritte auf zivilgesellschaftlicher Ebene abzielen. Hier bin ich gern bereit, mich mit einzubringen“, so Koschyk.Ist eine Wiedervereinigung Koreas wirklich realistisch?„Wir Deutschen und Europäer haben 1989 erleben dürfen, wie schnell scheinbar festgefahrene Strukturen in Bewegung gerieten und zu großen Veränderungen geführt haben. Daran haben noch im Sommer 1989 auch viele Experten der Deutschland- und Ostpolitik nicht geglaubt. Von daher bin ich überzeugt, dass die Lage auf der Koreanischen Halbinsel nicht auf Dauer so bleiben kann und wird und auch dort Veränderungen möglich werden.“Zum Artikel auf der Internetseite der Bild-Zeitung gelangen Sie hier.