Das Thema „Perception of Peace, Diplomacy and Reconciliation“ unserer Gruppe erwies sich als sehr abstrakt und anfänglich weit von den Lebensrealitäten der Teilnehmer/-Innen entfernt. Gemeinsam konnten sich die koreanischen und deutschen Teilnehmer/-Innen dann aber, über einen in deutscher Sprache geführten, sehr freundschaftlichen Dialog, das Thema erschließen und das Feld der Außenpolitik mit ihren alltäglichen Leben verknüpfen.
Für beide Seiten war von Anfang an klar, dass die Erlebnisse aus Kolonialismus, Zweitem Weltkrieg und Koreakrieg nicht bloße Vergangenheit sind. Vielmehr stellen diese eine Verantwortung dar, für unsere gemeinsame Zukunft alles Mögliche zu tun, um auch außerhalb unserer beiden Länder nachhaltig für Frieden zu sorgen und globale Demokratisierungsprozesse anzustoßen.
In der Gruppenarbeit schränkten wir unsere Vorschläge auf drei Themenbereiche ein: Geflüchtetenpolitik, Waffenexporte und Regionale Integration.
Besonders die koreanische Seite hatte sich im Vorfeld des Forums mit den Geschehnissen im Bezug auf die sogenannte „Flüchtlingskrise“ um 2015 in Deutschland auseinandergesetzt. Die koreanischen Teilnehmer/-Innen sahen einerseits Korea in der Verantwortung, auch Menschen aus Konflikten im gesamten Ost- und Südostasiatischen Raum in Korea aufzunehmen, andererseits aber auch Fernsehen und Social Media stärker dafür zu nutzen, um Geflüchteten mehr Präsenz in der Öffentlichkeit zu bieten und so Fremdenfeindlichkeit entgegenzuwirken.
Im Dialog wurde deutlich, dass sich die deutsche Seite einen humaneren Umgang mit Geflüchteten in ihrem Land wünschte und in Migration vor allem Chancen sah, um kulturell wie wirtschaftliche zu wachsen. Insgesamt war es beiden Seiten wichtig zu betonen, dass der globale Einsatz für Geflüchtete aufgrund der historischen Erfahrungen Deutschlands und Koreas im 20. Jahrhundert zwar Herausforderungen darstellt, gleichzeitig aber auch den Kern unserer Demokratien widerspiegelt.
Beide Seiten waren sich auch im Bezug auf Waffenexporte einig, dass Deutschland und Südkorea, welche sich unter den Top 10 der weltweiten Rüstungsexporteure befinden, striktere Regeln beim Exporteinführen sollten. So soll gewährleistet werden, dass auch Waffenhersteller für solche Verbrechen, die mit den von ihnen hergestellten Waffen begangen werden, auch rechtlich und wirtschaftlich belangt werden können.
Deutschland und Korea sind beide Teile komplexer globaler Bündnissysteme. Trotz einer Verantwortung gegenüber diesen Bündnissen sollten jedoch wirtschaftliche Interessen niemals über grundlegenden demokratischen Werten stehen.
Insgesamt wurde in der Diskussion sehr deutlich, dass sich sowohl die deutschen als auch die koreanischen Teilnehmer/-Innen nicht isoliert in der Abstammung ihres Heimatlandes wahrnehmen, sondern sich als Teil einer globalen Wertegemeinschaft fühlen. Persönlich war es sehr beeindruckend zu erleben, wie fließend die koreanische Seite die deutsche Sprache nutzte, um sich über Deutschland und Korea auszutauschen. Die tiefen und freundschaftlichen Gespräche, in welchen auch kritisch mit dem Gegenüber umgegangen wurde, verdeutlichten, dass unsere Generation einen Willen hat politische Prozesse mitzugestalten und etwaige blinde Flecke der Realpolitik aufzuzeigen.