Im Rahmen des Vorbereitungsseminars für das 9. Deutsch-Koreanische Juniorforum besuchte die deutsche Delegation am 1. November 2021 das National Institute for Unification Education in Seoul. Professor Kim Jiyoung vom koreanischen Ministerium für Wiedervereinigung führte in das Thema rund um die koreanische Teilung ein und betonte dabei die Wichtigkeit und Bemühungen der südkoreanischen Politik Gemeinsamkeiten herzustellen, anstatt Unterschiede zu betonen, um eine Annäherung zu ermöglichen. Obwohl eine politische Annährung im Sinne einer Demokratisierung Nordkoreas oder Wertegemeinschaft momentan noch undenkbar scheint, könnte eine kontinuierliche wirtschaftliche Integration Nordkoreas ein erster Schritt sein. Das Ziel des Ministeriums für Wiedervereinigung ist es, zunächst Kooperationen z.B. auch im kulturellen Bereich zu erreichen, um dann eine Weiterentwicklung zu einer Art „Korean Commonwealth“ voranzutreiben und am Ende die Wiedervereinigung herzustellen. Die Teilnehmer standen im regen Austausch mit Professor Kim und stellten viele auch kritische Fragen vor allem zur politischen Integration und Annährung, unter anderem wie realitätsnah eine Annährung und die Pläne des Ministeriums wirklich sind.
Im Anschluss an den Vortrag und die Diskussionsrunde bekam die deutsche Delegation die Möglichkeit, mit zwei nordkoreanischen Flüchtlingen zu sprechen und Fragen zu stellen. Beide haben eine bewegende Geschichte hinter sich und es war eine einmalige Erfahrung für alle Teilnehmer, die persönlichen Meinungen und Erfahrungen von nordkoreanischen Flüchtlingen aus erster Hand zu hören. Sie berichteten von Ihrem Leben in Nordkorea, ihren Beweggründen für die Flucht und ihre Integration in die südkoreanische Gesellschaft. Beiden fehlen besonders ihre Familie und Freunde, die nicht von der Flucht wussten. In Zukunft wünschen sich beide mehr Verständnis von Südkoreanern und verbesserte Regelungen und Gesetze zur Jobsuche.
Im Anschluss stand eine Führung durch das Bildungszentrum auf dem Plan: Dort sind unter anderem nordkoreanische Schulbücher ausgestellt sowie ein Gemälde, das sowohl die Unterschrift von Kim Jong-Un als auch Moon Jae-In trägt. Auch eine Ausstellung über die deutsche Wiedervereinigung und zwei Teile der Berliner Mauer befinden sich auf dem Gelände. Die deutsche Wiedervereinigung wird als Hoffnungsgeber und Vorbild verstanden, da sie friedlich und ohne Gewalt erfolgt ist. Die Zusammenarbeit mit Deutschland als ehemaliges geteiltes Land ist für Korea somit sehr wichtig, und unterstreicht auch die Relevanz des Austauschs im Rahmen des Deutsch-Koreanischen Forums. Vor allem die junge Generation steht hier in der Pflicht, Prozesse zur Annährung in Bewegung zu setzen und die Gemeinsamkeiten zwischen Nord- und Südkorea in den Vordergrund zu stellen, um in Zukunft den Weg für eine friedliche Wiedervereinigung zu einem Korea zu ebnen.