19. Deutsch-Koreanisches Forum – Panel 3: "Nach dem Regierungswechsel in den USA: Die Rolle Deutschlands und Koreas zur Stärkung einer multilateralen und wertebasierten internationalen Politik"

Seniorforum

Sang Min Lee, Präsident der Deutsch-Koreanischen Parlamentariergruppe, Abgeordneter der Nationalversammlung (Deobureo-minju Partei), eröffnete das Panel mit einem Verweis auf den Regierungswechsel in den USA und die großen Aufgaben, die vor der Weltgemeinschaft liegen, bei gleichzeitig zunehmendem Protektionismus. Vor diesem Hintergrund sind eine enge Kooperation und Solidarität von großer Bedeutung für Frieden und Prosperität.

Michael Reiffenstuel, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland, hob in seinem Beitrag die ähnlichen Interessen und Gemeinsamkeiten Deutschlands und Südkoreas hervor. Beide Länder verfügen über eine exportorientierte Wirtschaft und sind stark an einer wertebasierten, multilateralen Zusammenarbeit interessiert, die den internationalen Handel fördert. Ebenso weisen beide Länder eine starke Militärpräsenz der USA auf und bemühen sich um einen Ausgleich zwischen den USA und der Volksrepublik China, innerhalb eines klaren Rahmens und Leitlinien wie Freiheit und Menschenrechten. Dennoch verfolgen Südkorea und Deutschland keine deckungsgleiche Politik, auf Grund von Unterschieden in Geographie, Geschichte, sowie Wirtschafts- und Sicherheitsinteressen.
Die transatlantischen Beziehungen zwischen EU und USA sowie Deutschland und den USA haben sich seit Amtsantritts Joe Biden verbessert und sollen nun nach vier Jahren wiederbelebt werden. So führte der erste Besuch des Außenministers Blinken nach Berlin und auch Bundeskanzlerin Merkel besuchte im Juli Präsident Biden in den USA. Für Irritation und Verwunderung sorgte jedoch die AUKUS-Initiative zwischen Großbritannien, den USA und Australien. Hier wurde deutlich, dass es dringend notwendig ist, Interessen abzustimmen.

Herr Reiffenstuel betonte, dass die Volksrepublik China das überwölbende Narrativ für den Indo-Pazifischen Raum bildet. Es stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, wie Deutschland und Südkorea trotz intensiver Wirtschaftsbeziehungen sich nicht abhängig von China machen können und dennoch keine Politik gegen China führen. Zusammenfassend haben Südkorea und Deutschland ein fundamentales Interesse gemeinsam eine regelbasierte Ordnung zu stärken.
Jae-Seung Lee, Dekan der Graduate School of International Studies, Korea Universität, stimmte Herrn Reiffenstuel zu, dass Südkorea und Deutschland nun eine gemeinsame Aufgabe haben und den Multilateralismus stärken wollen. Südkorea verfolgt hier neben der Stärkung der internationalen Organisationen für Handel wie der WTO, eine Denuklearisierung Nordkoreas, eine Zusammenarbeit zu neuen Sicherheitsfragen in Cyberkriminalität, Klima und Gesundheit, sowie eine neue Südostasien-Politik.
Herr Lee sieht im Multilateralismus verschiedene Chancen und Herausforderungen für Deutschland und Südkorea. Auch er benannte die Herausforderung eine Rolle und Autonomie zwischen dem Verbündeten USA und dem Konkurrenten China zu finden. Zudem ist fraglich wie die Internationale Organisationen wie die UN und Formate wie G20 gestärkt werden können. Chancen sieht er jedoch für eine neue Art der Globalisierung durch neue Online-Formate und eine engere Zusammenarbeit als Global Governement, da die vergangene Trägheit schwächer wurde.

Innerhalb der multilateralen Diplomatie können Südkorea und Deutschland insbesondere im Krisenmanagement oder bei der Denuklearisierung zusammenarbeiten für den Frieden auf der koreanischen Halbinsel. Auch die People-to People Beziehungen müssen zwischen den beiden Ländern ausgebaut und vertieft werden. Zum Ende seines Inputs unterstrich Herr Lee, dass gemeinsame Grundsätze und Werte für das Agieren zwischen den Großmächten am wichtigsten sind und Grundpfeiler für eine starke Partnerschaft zwischen Deutschland und Südkorea für die Zukunft sein können.
In der abschließenden Diskussion betonte Prof. Lee Eun-Jong, dass gegenseitige kulturelle Anerkennung wichtig für die Diplomatie sei und sie sich deshalb eine stärkere Repräsentation Südkoreas im Humboldt-Forum wünsche. Botschafterin Cho Hyon-Ok sieht, dass Deutschland bisher klug zwischen den USA und China gehandelt hat, Korea sich jedoch geostrategisch in einer schwierigen Lage befindet. Botschafter Reiffenstuel sieht hier die USA eindeutig als strategischen Verbündeten, jedoch auch den Bedarf einer engen Einbindung Chinas für Klimaschutz, Biodiversitätsschutz, Energiesicherheit, bei gleichzeitiger Benennung von Menschenrechten und der Wahrung von wirtschaftlichen Interessen. Er ist zuversichtlich, dass die kommende Regierung Deutschlands die bisherige Außenpolitik fortsetzen wird. Frau Stuckenberg hob hervor, dass neben China auch Indien ein wichtiger neuer Player in der Region Asien ist, auf den Deutschland mit den Indo-Pazifik-Leitlinien ein neues Schlaglicht wirft.

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