19. Deutsch-Koreanisches Forum – Arbeitsgruppe: "Zusammenarbeit im Klimaschutz und Nutzung erneuerbarer Energien"

Seniorforum

Vordem Hintergrund der Ergebnisse des G20-Gipfels und des Klimagipfels COP 26 inGlasgow diskutierte die Arbeitsgruppe unter der Leitung von Bernhard Seliger, Repräsentantder Hanns-Seidel-Stiftung in Korea, Wege zur Realisierung der CO2-Neutralitätund zukünftige Fragen in Zusammenhang mit dem Klimawandel. Die Referenten Sang-HyupKim, Präsident des Jeju-Forschungsinstituts, und Axel Timmermann,Gründungsmitglied und Direktor der IBS Center for Climate Physics (ICCP) an derPusan National University, stellten hierfür neueste Erkenntnisse und möglicheLösungswege vor.

Wie Herr Sang-Hyup Kim erläuterte, hat sich Südkorea das Ziel gesetzt bis 2030 40% seiner Emissionen im Vergleich zu 2018 zu reduzieren und bis 2050 CO2-Neutralität zu erreichen. Hierfür ist eine rasche Verminderung der Emissionen oder CO2-Speicherung notwendig. Die vier Säulen für eine Realisierung bilden die Reduzierung der Energienachfrage, die Dekarbonisierung des Energiesektors, die Nutzung von Wasserstoff zur Energiespeicherung, und als letzte Möglichkeit die Speicherung mithilfe von Carbon Capture, Utilization and Storage (CCUS) und Direct Air Capture (DAC). Herr Kim wertet die bisherigen Pläne der südkoreanischen Regierung als unzureichend. Da die Regierung am Kohle- und Atomausstieg festhält, müssen 70% der Energie mit erneuerbaren Energien produziert werden. Es fehlen hierfür jedoch konkrete Kosten-Aufstellungen und die Beratungen mit der Wirtschaft, der Oppositionspartei und der Wissenschaft für eine Umsetzung waren unzureichend.
Wie Herr Kim ausführte, bilden Korea und Deutschland eine Schicksalsgemeinschaft. Beide planen CO2-Neutralität bis 2050, Ausstieg aus der Kohle und hohe Steigerung von Erneuerbaren Energien, haben jedoch zugleich einen starke Industriesektor. Es wurde eine Energiepartnerschaft zwischen beiden Ländern geschlossen um zur Energiewende, Ausstieg aus der Nuklearenergie und neuen Technologien zusammenzuarbeiten. Weitere mögliche Felder für die engere Zusammenarbeit sind die Offshore-Windenergie, die nachhaltige Mobilität mit grünem Wasserstoff und Batterien (Power to Grid), aber auch die Speicherung von CO2 (CCUS und DAC). Eine enge Zusammenarbeit und Erfahrungsaustausch auf lokaler Ebene, wie dieser bereits zwischen der Insel Jeju und Mainz und Hamburg stattfindet, begrüßte Herr Kim nachdrückich. Die Insel Jeju hat noch ambitionierte Ziele gesetzt und plant bis 2030 CO2-neutral zu sein und wurde so zu einem Testfeld für erneuerbare Energie, Smart Grids und die Speicher-Technologie, die es für erneuerbare Energien bedarf.

Axel Timmermann simuliert in seiner Forschung das Klimasystem und auch den Anstieg des Meeresspiegels. In seinem Vortrag ging er auf mögliche zukünftige Fragen in Zusammenhang mit dem Klimawandel ein. Er hob weitere Gemeinsamkeiten Südkoreas und Deutschland hervor, wie die ähnlichen klimatischen Bedingungen und hohe Investitionen in Grundlagenforschung. Er benannte jedoch auch die Unterschiede mit der starken Grünen Partei in Deutschland, dem schnelleren sozialen Wandel in Südkorea, und die wenigen erneuerbaren Energien in Südkorea, das abgeschnitten von anderen Ländern eine Energieinsel bildet.
Aktuell steuert die Welt, wie Herr Timmermann ausführte, durch das Verbrennen auf eine globale Erwärmung um 2,7°C zu. Jedoch kann nur mit einer 1,7°C Erhöhung die Eisdecke an der Arktis geschützt und der Anstieg der Meeresspiegel um 2,5 Meter in den nächsten 130 Jahren verhindert werden. Um 1,7°C zu erreichen müssen in den nächsten 8 Jahren die Emissionen bereits um 45% reduziert werden, da die Erde sonst auf einen Wendepunkt (Tipping Point) zusteuert. Weitere Auswirkungen des Klimawandels sind saure Ozeane, die eine Vergiftung der Meere für Fische in den nächsten 80 bis 150 Jahren. Auch der Ertrag der Landwirtschaft wird durch den Temperaturanstieg drastisch reduziert, da Pflanzen nur in einem bestimmten Temperaturbereich den besten Ernteertrag bringen. Jedes Grad Temperaturerhöhung reduziert den Ertrag von Soja, Reis und Weizen um 10%. Dieser Einfluss auf die Vegetation führt zu einem biologischen Wendepunkt. Weitere soziale Wendepunkte sind noch nicht bekannt, doch geht Herr Timmermann von einer Klimaflucht von 25 Million bis zu 1 Milliarde Menschen bis 2050 aus.

Es besteht die Chance für Südkorea und Deutschland in der Überwindung dieser Risiken eine Führungsrolle zu übernehmen. Beide Länder können Küsten gegen den Meeresspiegelanstieg sichern und schwimmende Städte entwickeln. Die Forschung kann einen wichtigen Beitrag zur Gesundheit und gegen die Übersäuerung der Meere leisten, doch auch Technologien, wie z.B. für eine kostengünstige E-Mobilität für Entwicklungsländer, entwickeln. Darüber hinaus empfahl Herr Timmermann eine Führungsrolle bei der Regulierung von Geo-Engineering zu übernehmen.
Die Arbeitsgruppe schlug eine vertiefte Zusammenarbeit Südkoreas und Deutschlands zur CO2-Reduzierung und Anpassung an den Klimawandel vor. Dies sind sehr große Herausforderungen, die die beiden Industrieländer durch ihre Innovationsfähigkeit und gesellschaftliche Transformation bewältigen können. Kooperationsmöglichkeiten sah die Arbeitsgruppe auf der regionalen und kommunalen Ebene und in den Bereichen Gesundheit, Lebensmittelsicherheit, bei der Bewältigung des Anstiegs des Meeresspiegels und der Ozeanübersäuerung.

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