AG 4 – Private und öffentliche Zusammenarbeit im Bereich der Digitalisierung im produzierenden Gewerbe in Deutschland und Korea
Nach einer Vorstellungsrunde der Teilnehmer begann Professor Volker Deville, Honorarprofessor an der Universität Bayreuth und Präsident des F/L Think Tanks, mit einer Präsentation über die „Digitalized production from a German perspective“. Er ging dabei auf vier Unterpunkte ein:
Digitale Trends: Hier betonte er die Wichtigkeit von virtuellen Modellen, also virtuellen Kopien von realen Produktionsstätten, die dabei helfen, die reale Produktion anhand der virtuellen Leistungskennzahlen zu optimieren. Beispiele sind der Digital Twin sowie EPOS (Enterprise Production Planning and Optimization System). Ein weiterer Trend ist die Künstliche Intelligenz, die im weiteren Sinne auf automatisierte Entscheidungsmechanismen umfasst. Die Anwendungsbereiche sind bereits umfassend, beispielsweise in der Medizin. Professor Deville plädierte dafür, die Beziehung zwischen KI und Menschen besser zu definieren und in Ausbildung zu investieren.
Produktionstrends: Professor Deville betonte die Anspruchsänderung der Menschen in Bezug auf die Reduktion von CO2, die Arbeitsbedingungen und Datensicherheit. Die digitale Transformation begann bereits vor der Corona-Pandemie und machte eine „Just-In-Time“-Produktion möglich. Jedoch wurden die Lieferketten durch die Pandemie durchtrennt, was viele Unternehmen zum Umdenken in Bezug auf die Produktionsstätten veranlasste. Dabei sahen einige Unternehmen nur kurzfristige Probleme und hofften auf eine Rückkehr zur Globalisierung und funktionierenden Lieferketten. Andere wollten Produktionen aus China zurück nach Europa oder Nordamerika holen und wieder andere, wie beispielsweise Tesla, sahen die Zukunft in der Reintegration der Lieferkette in die eigene Produktionsstätte.
Rolle der öffentlichen und privaten Institutionen in Deutschland: Professor Deville hob hervor, dass der Großteil der Forschungsausgaben von Unternehmen durch die Privatwirtschaft gezahlt werde und die öffentliche Hand nur etwa die Hälfte beisteuere. Es gäbe jedoch auch Bereiche der öffentlich-privaten Kooperation. Außerdem spiele öffentliche Förderung eine Rolle beispielsweise bei der Unterstützung von Startups, kleinen und mittleren Unternehmen, Innovationen, Investitionen in Klima- und Umweltschutz, lokale Infrastruktur, etc.
Weitere Kooperation zwischen Deutschland und Korea: Unter diesem Punkt führte Professor Deville Vorschläge zur Verbesserung der Kooperation zwischen Deutschland und Korea auf, beispielsweise der Austausch von Forschern und Studierenden zu Smart Manufacturing.
Im Anschluss folgte die Präsentation von Han Ku Park, Präsident des Korea Smart Manufacturing Office. Vision und Ziel der Regierung sei es, dass KMU global agieren können, damit sie ihre Angestellten gut bezahlen können und so deren Leben verbessern. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden drei Phasen erarbeitet:
2014 – 2020: Smart Fertigungs-Innovation 1.0 mit Fokus auf die Ausweitung der Wettbewerbsfähigkeit von produzierenden Unternehmen durch Smartisierung und Digitalisierung, insbesondere bei KMU.
2020 – 2022: Smart Fertigungs-Innovation 2.0. In dieser Phase sollen Rohdaten auf einer Cloud von Unternehmen gut genutzt werden unter der Initiative KAMP (Korea AI manufacturing platform)
2022 – 2030: Big Picture. In dieser Phase sollte der Weg für die nächsten 50 Jahre bestimmt werden.
Problematisch sei nach wie vor die Qualität der koreanischen KMU, die insbesondere während der Pandemie niedrige Produktionssteigerungen aufwiesen. Wichtig sei daher die Nutzung von Clouddaten bzw. smarten Daten. Hierfür sei auch eine Kooperation deutscher und koreanischer Unternehmen im Bereich Gaia-X denkbar. Eine zweite Erläuterung erfolgte zum Thema Herstellungs- bzw. Arbeitskosten. Diese seien in Deutschland und Korea hoch, ähnlich wie derzeit auch Rohstoffpreise und Kosten zur Vermeidung von Umweltverschmutzung. Daher solle Teil der Lösung die Automatisierung, die Digitalisierung sowie die Smartisierung sein. Zudem seien KMU aufgrund ihrer Konzentration auf Fertigung, nicht aber Design, abhängig von größeren Unternehmen. Herr Park befürwortete somit eine Politik, die Ingenieuren in KMU mehr beibringe und somit die Unabhängigkeit der KMU bewahre. Des Weiteren sah er die Rolle der Regierung in dem Entwurf eines Masterplans für KMU, der Schaffung einer neuen Kooperationsplattform und Vertrauensbildung. Im technologischen Bereich sollen jedoch die privaten Unternehmen selbst die Führungsrolle übernehmen. Im Anschluss an die Vorträge wurde unter den Arbeitsgruppenteilnehmern diskutiert, beispielsweise über die von Professor Deville vorgeschlagenen möglichen Kooperationsprojekte zwischen Deutschland und Korea, die Rolle des Staates in der Privatwirtschaft und insbesondere der Plattform Industrie 4.0. Auch wurde über die Funktion eines Digitalministeriums und die Standardisierung diskutiert.